Ski- und Snowboardschulen fürchten um ihre Existenz

Ski- und Snowboardschulen fürchten um ihre Existenz

Ski- und Snowboardschulen in ihrer Existenz gefährdet - DSLV bittet um Unterstützung

Grainau, den 12.01.2021

Offener Brief an politische Entscheidungsträger in Deutschland

Der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) und seine 225 angeschlossenen Ski- und Snowboardschulen fordern angemessene finanzielle Unterstützung und die Möglichkeit für ein reduziertes Kursangebot

Sehr geehrte Damen und Herren, 

der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) und seine 225 angeschlossenen Ski- und Snowboardschulen unterstützen voll und ganz die Bemühungen der Bundes- und Landesregierungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Entscheidend für den Erfolg dieser Bemühungen ist die Solidarität der Gesellschaft untereinander. Die Suche nach „Schlupflöchern“ in den Verordnungen für einzelne Branchen ist aus Sicht des DSLV nicht der richtige Weg. Das Infektionsgeschehen muss durch den signifikanten Rückgang der Zahlen wieder beherrschbar sein. Umso wichtiger ist es, dass jetzt den gewerblichen Ski- und Snowboardschulen kurzfristig durch die politischen Entscheidungsträger geholfen wird, deren besondere wirtschaftliche Situation erkannt und auch eine Planungsperspektive geschaffen wird.

Gesellschaftliche Relevanz von Schneesportschulen für Einheimische & Gäste im ländlichen Raum

Die gewerblichen Schneesportschulen in Deutschland betreuen pro Saison knapp 500.000 Gäste. Bei einer durchschnittlich gebuchten Kursdauer von ca. 3 Tagen ergeben sich ca. 1,5 Mio. Kurstage von Dezember bis März. 65% der Kursteilnehmer sind dabei unter 14 Jahren und jährlich lernen in den Schneesportschulen knapp 15.000 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren das Skifahren. Insbesondere diese Leistung ist hervorzuheben, denn damit sichern diese Ski- und Snowboardschulen in den einzelnen Regionen Deutschlands den Nachwuchs für den so wichtigen Breitensport – mit ca. 11 Mio. Wintersportlern – in Deutschland. Die über die vergangenen Jahrzehnte gewachsene Zusammenarbeit zwischen den Skischulen und den örtlichen Kindergärten ist v.a. für die „Jüngsten“ die Grundlage für den ersten Kontakt zum Wintersport und für die ersten Bewegungs- bzw. Verhaltenserfahrungen in der winterlichen Natur. Das Angebot der wintertouristischen Dienstleistungen stärkt in besonderem Maße die ländlichen Regionen und damit die dortige Wertschöpfung. Ohne diese Angebote gäbe es dort im Winter kaum Winterfreizeit-Angebote und noch mehr Menschen müssten aus den Ballungsräumen längere Fahrten zurücklegen, um Wintersport ausüben zu können. Nicht nur die Wertschöpfung für die Region ist ein wichtiger Faktor, es sind auch die Menschen, die in diesen Regionen leben und in den örtlichen Skischulen sowie den angeschlossenen Dienstleistungen ihr Einkommen generieren.

Status Quo Geschäftsgrundlage für gewerbliche Ski- und Snowboardschulen in Deutschland

Durch das abrupte Ende des vergangenen Winters Mitte März 2020 sind allegewerblichen Ski- und Snowboardschulen und der DSLV als deren Dachverband von einerplanbaren Wintersaison 2020/21 – unter Berücksichtigung der im Sommer detailliert ausgearbeiteten Hygiene- und Schutzkonzepte (s. www.stiftung.ski/covid19/uebersicht/) ausgegangen. Die aktuelle Verlängerung der Beschränkungen bis Ende Januar 2021 und die Entscheidung der Politik, die Faschingsferien entweder komplett zu streichen oder zu verschieben, bedeutet für die Ski- und Snowboardschulen faktisch eine Untersagung ihrerGeschäftstätigkeit. Die gewerblichen Ski- und Snowboardschulen erzielen in den vier  Wintermonaten die Umsätze, mit dem sie ihre ganzjährigen Fixkosten (Miete, Pacht, Darlehen) bezahlen, ihre Familien ernähren und in die Entwicklung ihrer Unternehmen investieren. Wenn die komplette Wintersaison 2020/21 ausfällt, fehlen exakt diese Einnahmen. Selbstverständlich sind die Unternehmen der Bundesregierung für die November- und Dezemberhilfe sowie für die Überbrückungshilfe III dankbar. Das lindert den wirtschaftlichen Druck aktuell, aber nicht über das gesamte Jahr gesehen. Nach Endeder Wintersaison 2020/21 ohne Umsätze lautet die nächste Perspektive „Umsätze erst wieder ab Dezember 2021“. Diese Sondersituation unserer Branche muss von der Politik differenziert betrachtet werden. Andernfalls werden viele für eine Angebotsvielfalt so wichtigen Ski- und Snowboardschulen im nächsten Winter nicht mehr existieren. Im Gegensatz zu Vereins-Skischulen, also Skischulen, die einem gemeinnützigen Verein angegliedert sind, können die gewerblichen Schneesportschulen keine staatlichen Unterstützungen, wie Ehrenamtspauschalen nutzen oder profitieren von Steuerfreibeträgen, Zuschüssen oder sonstigen Entlastungen.

Forderungen des Deutschen Skilehrerverbandes für seine 225 angeschlossenen Ski- und Snowboardschulen 

In  diesen besonderen Zeiten der Pandemie muss für die gewerblichen Ski- und Snowboardschulen sowohl eine finanzielle Unterstützung zugesagt werden, die ein wirtschaftliches Überleben möglich macht, als auch der rechtliche Rahmen für die Durchführung eines Kursangebots geschaffen werden.
Finanzielle Unterstützung der gewerblichen Ski- und Snowboardschulen durch das jeweilige Bundesland oder durch die betreffenden Landkreise:
Die Unterstützung bei den monatlichen Fixkosten mit der Überbrückungshilfe III ist für Skischulen nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Als saisonale Betriebe erwirtschaftendie Unternehmen im Zeitraum vom Dezember bis März ca. 95% ihres Jahresumsatzes. Mit diesen Einnahmen müssen alle Fixkosten und der Wareneinkauf für das gesamte Geschäftsjahr finanziert werden. Die Zuschüsse auf der Basis von Fixkosten helfen zwarin den Wintermonaten, reichen jedoch bei weitem nicht aus, um über die Sommermonate zu kommen. Viele Skischulen haben einen hohen Betrag an Verbindlichkeiten (Miete/Pacht für Gebäude, Lieferantenrechnungen für Ausrüstung im Skiverleih etc.), die in den Wintermonaten bezahlt werden müssen. Ohne Umsätze oder ohne staatliche Hilfen können sie diesen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen.

Wir fordern deshalb:

  • Eine finanzielle Unterstützung auf Basis eines Ausgleichs für die nicht erzielten Umsätze im Winter 2020/21, die sich aus den Vorjahresumsätzen im Zeitraum von Dezember bis März errechnen. Dies ist ein wesentlich realistischerer Referenzwert für den durch die behördlichen angeordneten Schließungen entgangenen Umsatz im laufenden Winter als die Unterstützung bei den Fixkosten im Rahmen der Überbrückungshilfe III.
  • Die Wintersport-Ausrüstung für den Skiverleih und den Verkauf ist Saisonware mit einer begrenzten Wertstabilität. Sie ist aktuell nahezu unverkäuflich, wird im Sommer nicht benötigt und kann im nächsten Winter nur mit hohen Abschlägen verkauft werden. Deshalb muss es möglich sein, den Wertverlust entsprechend auszugleichen.

Öffnungsperspektiven bei einem 7-Tages-Inzidenzwert von unter 50 im jeweiligen Landkreis:

Am meisten wünschen sich die Ski- und Snowboardschulen die Öffnung der Skigebiete in Deutschland ab Anfang Februar 2021 und die damit verbundene Möglichkeit, ihre Kursangebote noch bis Ostern durchführen zu können, selbst wenn damit die jetzt schon verzeichneten Umsatzeinbußen nicht ansatzweise aufgeholt werden können. Die von allen Schneesportschulen erarbeiteten Hygiene- und Schutzkonzepte bilden dafür die Grundlage. Auch ohne eine großflächige Öffnung aller Skigebiete wären immerhin spezielle Kursformate mit Kleinstgruppen oder Einzelpersonen in den Bereichen Skilanglauf bzw. Skitour und im begrenzten Umfang auch für Ski Alpin unter Nutzung einzelner Liftanlagen möglich:

  • Betrieb kleinerer Liftanlagen (Schlepplifte) in Zusammenarbeit mit der Schneesportschule am Ort ermöglichen, damit ein Kursangebot auch ohne öffentliche Nutzung der Piste möglich ist.
  • Kursangebote mit einer reduzierten Teilnehmerzahl (inkl. Skiverleih).
  • Spezielle Kursangebote für Familien, Kleingruppen und/oder Privatunterricht mit einem Gast in allen Disziplinen.
  • Öffnung der Kinderskiarenen in den Skigebieten für Einsteigerkurse unserer Kinder.

Als Dachverband der gewerblichen Ski- und Snowboardschulen übernehmen wir weiterhin Verantwortung für den Wintersport in Deutschland. Wir sehen unsere Forderungen v.a. als Appell für eine angemessene wirtschaftliche Unterstützung der betreffenden Unternehmen, für die Erhaltung der Angebotsvielfalt insbesondere im ländlichen Raum und für eine unternehmerische Perspektive der gewerblichen Schneesportschulen. Zudem haben auch die Nachbarländer in den letzten drei Wochen – bis auf wenige Negativbeispiele –   gezeigt, dass eine Öffnung der Skigebiete auch ohne Gastronomie oder Après-Ski am Berg zumindest für die einheimische
Bevölkerung möglich sein kann. Wintersport ist Outdoor-Sport und Gesundheitssport gleichermaßen. Und mit Sicherheit für viele von Ihnen ein Sport, mit dem Sie selbst groß geworden sind und der mit Leidenschaft auch von Ihren Kindern oder Enkelkindern ausgeübt wird.

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